Was ist ein Burn-out?
Die Übersetzung „Ausgebrannt“ trifft es sehr genau. Ein Burn-out ist ein starker Erschöpfungszustand – körperlich, emotional und geistig.
Wie merke ich, dass ich auf dem Weg in einen Burn-out sein könnte?
Ein Burn-out kommt nicht von heute auf morgen durch die Nervenbahnen geschossen, es gibt Möglichkeiten, Alarmsignale zu bemerken und ihn zu vermeiden. Kommen Ihnen einige dieser Aussagen bekannt vor?
• ich bin erschöpft und müde
• mein Leben ist momentan recht einseitig. Arbeit. Und?
• ich habe Freunde, aber eigentlich strengen mich Verabredungen im Moment nur an – noch ein Termin mehr
• ich fühle mich ständig unter Strom, auszuruhen fällt mir schwer
• „Nur das noch, dann ist mehr Ruhe“ – die Platte läuft bei mir in Dauerschleife
• wenn ich ehrlich zu mir bin, ist „Nach dem Stress“ einfach nur „Vor dem Stress“
• wofür ich arbeite und mit wem – das passt eigentlich alles gar nicht zu mir
• wenn ich mal tagsüber auf dem Sofa abhänge, fühle ich mich schlecht – ich bin dann ja faul und unproduktiv
Dies sind nur einige Hinweise, die in Richtung Burn-out deuten können.
Reflektieren ist das Zauberwort! „Wie geht es mir? Wer bin ich, was sind meine Werte, meine Ziele, komme ich ausreichend zur Ruhe, mache ich neben dem Job noch Dinge, die mir Freude machen, wie sieht es mit meinen vier Lebenssäulen aus, sind die gleich stark? Kann ich entspannen?“
Stellen Sie sich diese Fragen regelmäßig, auch, wenn Sie noch nicht einmal an Burn-out denken. Denn wichtig ist, nicht damit anzufangen, wenn die Hütte bereits brennt, sondern sich schon davor dieses Mental-Check-Up zur Gewohnheit zu machen.
Sollten Sie innere Antreiber haben, die Ihnen keine Ruhe geben, könnte mit professioneller Unterstützung ein Blick auf Ihre Glaubenssätze hilfreich sein, um Denkmuster zu durchbrechen und Perspektiven zu ändern.
Wie merke ich, dass ich einen Burn-out habe?
Typische Symptome sind:
• Ich fühle mich ständig müde erschöpft
• Freunde zu treffen, strengt mich an
• Ich ziehe mich von Familie, Freunden und Kollegen zurück
• Alles fällt mir schwer
• In Erholungszeiten komme ich nicht zur Ruhe
• Ich habe Schlafstörungen
• Ängste plagen mich
• Ich fühle mich machtlos und leer
• Ich kann kaum noch etwas leisten
• Ständig vergesse ich Sachen im Alltag, mein Kopf fühlt sich an wie ein Sieb
• Ich bin dauerverspannt, meine Muskeln tun weh
• Ständig bin ich gereizt, meine Frustrationstoleranz ist extrem niedrig
Aber Achtung! Ein Burn-out hat bei jedem verschiedene Symptome – und wichtig dabei ist: Es müssen nicht alle auftreten, er ist individuell! Die Abklärung durch einen Experten ist ein wichtiger Schritt, wenn auch nur einige dieser Symptome auftreten – denn es könnte auch eine psychische Erkrankung vorliegen. Eine Depression zum Beispiel hat einige ähnliche Symptome und sollte von einer Ärztin/Arzt durch eine sorgfältige Diagnostik ausgeschlossen werden, bevor ich mich in eine Burn-out-Therapie begebe.
Was kann ich tun, wenn ein Burn-out wahrscheinlich ist?
Nehmen Sie Hilfe in Anspruch! Suchen Sie sich eine/einen Therapeut*in, Berater*in oder Coach, die oder der Sie dabei unterstützt, herauszufinden, an welchem Punkt Sie genau stehen und welche Hilfe nötig ist – ob Beratung und Coaching ausreichend sind, oder eine Therapie oder womöglich ein Klinikaufenthalt.
Und machen Sie sich bewusst: Erschöpft zu sein, sich in einem Burn-out zu befinden, ist kein Versagen, kein Zeichen von Schwäche! Es ist wichtig, dass Sie sich jetzt um sich kümmern, nehmen Sie sich ernst und seien Sie fürsorglich mit sich selbst.
Ist Burn-out eine Krankheit?
Ist Burn-out nun eine Erkrankung oder ein Zustand, eine Befindlichkeit oder gar nur ein Modebegriff?
Während einige mit die Augen rollen und das Ganze als Modewort abtun, nimmt die WHO (World Health Organization) Burn-out zumindest endlich ernst genug, um ihn im ICD11 zu listen – im International Classification of Disease, dem internationalen Klassifikationsmodel für Gesundheitsstörungen. Grundsätzlich ist es schon mal gut, dass Burn-out dort endlich berücksichtigt wird – allerdings mit Einschränkungen gut, denn die WHO hätte noch etwas hilfreicher vorgehen können: Burn-out wird als Syndrom aufgrund von „chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet wird“ verzeichnet. (Link zur WHO)
Da könnte man meinen, es läge nur an einem selbst, wenn man den Stress „nicht erfolgreich verarbeiten“ kann. Nicht die Umstände, der respektlose Chef, die mangelnde Wertschätzung, das wesensfremde Arbeiten können etwas dafür – hey, sei doch einfach mal etwas resilienter!
Und: wenn Burn-out nur im beruflichen Zusammenhang anerkannt wird – wie können dann zum Beispiel Mütter oder pflegende Angehörige diesen Erschöpfungszustand diagnostizieren lassen?
Dr. med. Dr. phil. Stefan Nagel, Chefarzt der Abteilung Psychosomatik der MEDIAN Klinik Heiligendamm hat dazu ein sehr informatives Interview gegeben, in dem er die Regelung kritisiert.
Burn-out ist also kein abgenudelter Szenebegriff für müde Menschen, sondern ein ernstzunehmender Gesundheitszustand. Natürlich wird – ähnlich wie beim Narzissmus – der Begriff „Burn-out“ ab und an inflationär benutzt, doch gilt es hier dringend darauf zu achten, lieber einmal mehr hinzuschauen und bestimmte Symptome ernst zu nehmen, als einmal zu wenig.
Aber Moment mal – ist Burn-out nun eine Krankheit? Warum steht überall Burn-out-Syndrom? Und man hat Symptome beim Syndrom? Und bei einer Krankheit auch? Wo ist denn da nun der Unterschied?
Unterschied Krankheit – Symptom – Syndrom
Burn-out wird offiziell als Syndrom bezeichnet, nicht als Krankheit.
Pauschal kann man sagen – eine Krankheit ist die Störung des körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens. Ein Syndrom ein Komplex aus Symptomen, dem keine Krankheit zugrunde liegen muss – Syndrom bedeutet „zusammenlaufen“, es kann also sein, dass es sich bei dem Zusammenlaufen der Symptome um einen Hinweis auf eine Erkrankung handelt, muss es aber nicht.
Als Beispiel:
Demenz ist das Syndrom, die Symptome sind Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit und mitunter Phasen von Desorientierung. Die Erkrankung, die dem zugrunde liegt, kann unterschiedlicher Natur sein – es kann zum Beispiel ein Hirninfarkt oder eine Verletzung des Hirns vorliegen.
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