Konventionen

„Und warum tun Sie das?“ „Das macht man doch so.“
„Warum erwarten Sie das?“ „Naja, ich denke, das kann man doch nicht so machen.“
„Und warum sollte sie das tun?“ „Das … “ – Ok, Sie wissen schon. Konventionen sind etwas – ja was eigentlich?

Eine Stütze, ein Geländer zum daran entlang hangeln? Oder ein enges Korsett, welches jeden, der „bei Drei“ nicht selber denkt, einengt, normiert oder ausgrenzt? Per Definition sind Konventionen zunächst soziale Handlungsanweisungen, die je nach Gesellschaft, Kultur und Wertesystem unterschiedlich ausfallen.

Und Konventionen, die nicht schützen, sondern nur einengen, könnte man durchaus mal in Frage stellen:
Das Paar, welches in Schwarz-Pink heiraten möchte – ah ja, macht man also nicht?
Arbeit ist nicht Ihre Lieblingsbeschäftigung – Sie sind etwa nicht ehrgeizig? Mh. Dann sind Sie also faul?
Sie haben einfach keinen Bock, ihre Mutter jeden Sonntag anzurufen, weil die Gespräche nervig und voller Vorwürfe sind? Aber sie können es nicht lassen, denn es ist ja immerhin Ihre Mutter – und „das macht man doch so als guter Sohn oder gute Tochter“?
Ein freundliches „Hallo!“ der Nachbarin entgegenzurufen und dann einfach weiterzugehen anstatt den erwarteten Läster-Smalltalk über sich ergehen zu lassen? Das können Sie doch nicht machen, oder? Die denkt nachher noch, Sie mögen sie nicht!
Aus vollem Hals im Restaurant zu lachen – und sich kein bisschen dafür zu schämen? Nicht so laut, „das macht man doch nicht“?
Ein Beerdigung wie ein buntes Sommerfest? Also jetzt mal ehrlich – DAS macht man nun wirklich nicht?

Natürlich kann es ein schmaler Grat sein, sich entgegen der Konventionen der Gesellschaft, in der wir leben, zu benehmen. Und doch lohnt es sich, öfter mal hinzugucken, wenn der Gedanke aufblitzt „Das macht man nicht.“ Und sich dann direkt zu fragen, ob die Antwort auf ein „Und wenn doch?“ sich befreiend und gut anfühlt.