Dieses nagende Gefühl, keine Lösung zu finden. Dieses quälende Ziehen im Bauch, wenn immer und immer wieder derselbe Gedanke durch uns hindurch fährt. Eben war noch alles gut – und da ist er wieder, der Gram, der Schmerz: Warum hat sie mich verlassen? Warum wurde ausgerechnet ich entlassen? Warum ist mein Vater nach wie vor einfach nicht stolz auf mich?
Es gibt Themen, die blockieren uns lange. Verdammt lange. Wir drehen Runde um Runde, immer die gleiche Aussicht, wir stellen immer die gleichen Fragen und erhalten immer die gleichen Antworten – wie in einem Kettenkarussell ohne Zeitbegrenzung. Wir krallen uns am Griff fest, starren auf die Ketten und bemerken nicht, dass wir immer wieder an einem Schalter vorbeifahren, den wir nur drücken müssten, damit wir aussteigen können. Und auf diesem Schalter steht „Akzeptanz“.
Akzeptanz? Das ist doch aufgeben!
Einige meiner Klienten zucken fast zusammen, wenn sie diesen Begriff hören. „Aufgeben? Wenn ich es akzeptiere, dann gebe ich doch auf. Dann nehme ich es doch hin!“
Natürlich kann ich versuchen, sie zurück zu gewinnen. Ich kann ergründen, was an meiner Arbeitsweise oder an den Verhältnissen in der Firma so war, dass das zu meiner Entlassung geführt hat. Ich kann auch versuchen zu verstehen, warum mein Vater mir nicht das Gefühl von Stolz vermitteln kann – vielleicht hat er aus seiner Kindheit selbst Defizite zu tragen? Das alles kann hilfreich sein, doch wenn sie trotzdem nicht zurückkommt, ich meinen Job nicht wiedererlange und mein Vater seine Themen nicht aufarbeiten will, bin ich wieder am gleichen Punkt – und komme auch nicht weiter, wenn ich da stehen bleiben und es zwar kognitiv erfasse, aber innerlich nicht akzeptiere, dass es so ist und dass sich nichts ändern wird.
Mal angenommen, ich akzeptiere es nicht, dass sie mich verlassen hat, dass nun einmal ausgerechnet ich entlassen wurde – oder dass ich nie den Vater bekommen werde, den ich mir mein Leben lang gewünscht habe – was passiert denn dann?
Dann schiebe ich mich in eine Passivität, in einen reinen Reaktionszustand. Damit wird das Gefühl von mangelnder Selbstwirksamkeit immer stärker – denn: Ich kann ja tun, was ich will, ich werde nichts ändern. Und so drehe ich mich immer weiter um die gleiche Frage – und finde entweder gar keine Antwort oder finde eine und akzeptiere sie trotzdem nicht. Und der innere Monolog schaltet auf Dauerschleife und hindert mich daran, in die Aktion zu gehen und emotional weiterzukommen.
Akzeptanz bedeutet nicht Aufgabe.
Akzeptanz ist eine Entscheidung, die ich fälle.
Und erst wenn ich aktiv loslasse, ändert sich etwas für mich. Wenn ich die Entscheidung treffe, diese Sache in meinem Leben zu akzeptieren. Gut finden muss ich sie nicht, natürlich nicht. Aber akzeptieren.
Ja, wir werden verlassen, wir verlieren auch mal einen Job. Wir konnten uns unsere Eltern nicht aussuchen und ja – wir haben damit vielleicht noch immer zu kämpfen.
Aber wir verändern nichts, wenn wir uns an den Gedanken festklammern, dass wir etwas nicht mehr haben oder nie haben werden.
Der Befreiungsschlag wäre: Erklären, akzeptieren und ins Leben integrieren, indem ich selbst entscheide, wie sehr und ob mich dieser Schmerz bestimmt.
Oder ob ich endlich einfach loslasse.
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