Sei authentisch – was bedeutet das? 

„Authentisch sein“ hat zwar rund zwei Millionen weniger Treffer bei der Suche auf Google als „Schön sein“, ist aber nach wie vor ein wichtiger Faktor im Hinblick auf unsere mentale Gesundheit. „Sei ganz Du selbst“, „Verstell Dich nicht“ – im Idealfall sind wir immer bei uns und unser Handeln ist kongruent mit unserem Inneren. Doch da geht es schon los – authentisch sein, aber womit genau? Mit welchem Teil in uns? Unseren Gedanken? Bedeutet das, ich soll alles sagen, was ich denke? Einfach raushauen, Hauptsache ehrlich? Könnte schön in die Hose gehen. Stellen wir uns mal vor – Ihr Chef, vom Planeten „Passiv-Aggressiv“, hält sich nicht an eine Absprache, was für Sie unangenehme Folgen hat. Sie sprechen ihn darauf an, er lächelt nur und antwortet mit übertrieben ratloser Stimme „Ach….? Das hatten wir wirklich so besprochen? DAS tut mir aber leid.“

Authentisch sein – also alles raushauen?

„Pass mal auf, mein Freund, Deine passiv-aggressive Art geht mir schon immer sowas von auf den Sender. Bekomme Deine unterdrückte Wut mal auf den Kreis – wie hast Du es bloß zur Führungskraft geschafft?“ – wenn Sie das denken, verständlich. Wenn Sie das sagen – auch verständlich, aber für Ihren Verbleib auf Ihrem Posten höchstwahrscheinlich kontraproduktiv. Also runterschlucken und nix sagen und machen? Wenn das eigentlich nicht Ihre Art ist, dann fangen Sie an, wesenfremd zu agieren, was auf längere Sicht ein Baustein auf dem Weg in den Burn-Out sein kann.

Wenn Sie hingegen wissen, wer Sie sind, was Ihnen wichtig ist, welche Ihre Werte sind, und wo Ihre Grenzen liegen, wie Sie für sich sorgen können, wo Ihnen klar wird, dass Ihre Selbstwirksamkeit ihre Grenze erreicht hat – und ab wann Sie ins Agieren kommen müssen, damit es Ihnen gut geht – dann sind Sie sich Ihrer Selbst bewusst und können danach handeln, dann können Sie authentisch sein, ohne verbalen Rundumschlag. Sie können sich auch Strategien im Umgang mit diesem Chef zurechtlegen – wie zum Beispiel Absprachen nur noch schriftlich zu treffen und bei weitern Vorfällen dieser Art und erfolglosen 4-Augen-Gesprächen, die Personalabteilung einzuschalten.

Um Sie selbst zu sein, ist es also in erster Linie wichtig, sich selbst wirklich gut zu kennen – und falls Ihnen Seiten an sich im Wege stehen, um so zu handeln, wie Sie es eigentlich gern würden – dann herauszufinden, wer Sie sein möchten und sich in diese Richtung zu entwickeln, nach dem Motto: „Wenn Du weißt, wer Du bist – kannst Du sein, wer Du willst.“
Wie würden Sie in so einem oben genannten Fall reagieren?

Da kommt noch mehr...

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